Rote Ecken

Eine Recherche zur Wand–Ausgangspunkt Boden

Warum die Wand hinterfragen, wundert man sich vielleicht:ein aufrechter Mensch braucht eine aufrechte Konstruktion um seine Umgebung zu strukturieren. Das ist offensichtlich. Und wenn diese aus Stein gebaut ist, ist das gleich doppelt praktisch. Das stimmt schon. Aber wird sie ihren Anforderungen denn wirklich rundum gerecht? Dieses unseren Alltag ständig umgebende Element als selbstverständlich, ja fast unumgänglich hinnehmend, verschwenden wir keine Gedanken daran. Böden, Decken und Wände sind die Elemente/Werkzeuge der Architektur um Raum zu definieren. Meist zusammen wirkend, funktionieren sie aber jeweils auch für sich. Der aussagekräftigste Moment aller drei Elemente befindet sich jedoch dort, wo der Richtungswechsel vollzogen wird: an der Ecke. Sie gibt Orientierung in zwei Richtungen und ist dadurch fähig mit Hilfe unsere Phantasie dreidimensionale Räume anzudeuten, ja zu schaffen. In diesem Objekt sind Konstruktion und Oberfläche der Ecke aus jeglicher Perspektive sichtbar. Die klare Hierarchie zwischen ihnen wird offen gelegt. Konstruktion ist notwendig, Oberfläche dekorativ. Die präzise eingesetzte, intensiv pudrige Farbigkeit schafft es, den Fokus der Arbeit zu verschieben. Das räumliche Potential von Oberflächen mit seinen visuellen und haptischen Qualitäten kann sich entfalten (Siehe Projekt: »Blaue Ecke«). Wie viel Wand braucht man, um Begrenzungen als Raum wahrzunehmen? Wodurch wird eine Seite zur Inneren und eine andere zur Äußeren? Wie stabil und massiv und wie zerbrechlich, leicht und flexibel kann eine Begrenzung gezogen werden, um noch immer als Wand erkennbar zu bleiben?

Raumindikator, flexibles Wandstück
Technik: konfektioniertes verputztes Textil (Oberfläche), Stahlrahmen (Struktur)
Freie Arbeit
Jahr: 2015
Leistungen: Konzeption, Gestaltung, technische Ausführung, Installation