Blaue Ecken

Recherche zur Wand–Ausgangspunkt Decke

Die Wand stellt eine Grenze dar. Das Gefühl für diese Grenze/Unterbrechung schafft sie vor allem, indem sie auf visueller Ebene eingreift. Wir hören, riechen und spüren die Anwesenheit unserer Nachbarn. Der einzige Faktor, der uns tatsächlich von ihnen trennt, ist, dass wir sie nicht sehen.

Dieses Experiment wandelt die Parameter der Wand (dick, stabil, statisch, vertikal, undurchsichtig) in ihr Gegenteil um. Die Grenze, nun als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Momenten von »Drinnen« und »Draußen« inszeniert, verändert unsere Erfahrung des Raums. Der umgebende Himmel wird durch die eingezogenen Trennwände in den Raum hineingezogen. Um dieses Gefühl zu verstärken wurde es auf die Eigenschaften des Materials (hauchdünn, leicht, bewegt, semitransparent) und dessen Farbigkeit übertragen. Von der Decke in vier unterschiedlichen Höhen abgehängt, wird die Horizontale als neue Teilungslinie etabliert, der Körper ungewohnt im Raum inszeniert. In einer Ecke sieht man nur noch die Beine der Menschen. In der nächsten Ecke fehlen den Körpern die Köpfe. Das lässt völlig neue Verhaltensmuster/Bewegungsabläufe im Umgang und der Orientierung im Raum entstehen. Man kann sich zwar nicht mehr an die Wand lehnen, dafür ist es aber auf einmal möglich, mit ihr zu spielen, gar mit ihr zu tanzen. Man schiebt sie beiseite, hebt sie an, schlägt sie oder bückt sich einfach, um in den nächsten Raum zu gelangen kurz zu schauen wer sonst noch da ist. Da die Wände unten frei schwingen, reagieren sie auf jegliche Bewegung im Raum. Neben der flimmernden Lebendigkeit des Materials selbst, blähen sich die Ecken auf, sobald mehrere Menschen sich an einem Ort versammeln und ziehen sich wieder zusammen, wenn keiner mehr da ist. Bewegung und Lichtprojektionen, auf beiden Seiten sichtbar, verbinden die Wände indem jede Veränderung die angrenzenden Räume gleichermaßen beeinflusst.

 Raumspezifische Intervention
Technik:  Passgenauer Zuschnitt von Plastikfolien
Ausstellung: Open Day 2015, Sandberg Instituut, Amsterdam   
Jahr: 2015
Leistungen: Konzeption, Gestaltung, technische Ausarbeitung, Installation